Usability Patterns
Wirtschaftliche Methoden für Evaluation und Redesign von Benutzungsschnittstellen
„UCD [User Centered Design] professionals, who focus on doing „studies” as opposed to generating designs and products, will always be perceived as peripheral.” (Siegel & Dray, 2003)
Projektförderung
Stipendium der Passau Graduate School of Business and Economics
Ausgangslage
Die hohe wirtschaftliche Bedeutung der Benutzerfreundlichkeit von interaktiven Softwareprodukten ist heutzutage weitestgehend als Fakt akzeptiert, aktuelle Studien zeigen jedoch immer noch ein erhebliches Defizit in der Integration von Methoden und Vorgehensmodellen des Usability Engineering (UE). Dies betrifft vor allem den in Europa sehr bedeutsamen Anteil der kleinen Softwareorganisationen.
Deren Entwicklungsprozesse entsprechen selten den Voraussetzungen typischer UE Vorgehensmodelle und Methoden, die zum einen die Einbeziehung von Benutzern über den gesamten Entwicklungsprozess fordern und zum anderen hohe Spezialisierung und eine strikte Aufgabenspezialisierung vorsehen. Ein zentrales Versäumnis im UE ist aber die mangelnde Bereitstellung von Methoden zur konkreten Unterstützung beim Design von Benutzungschnittstellen.
Sehr kritisch wird das in naher Zukunft mit dem Trend zu innovativen Geräteplattformen, insbesondere auf Mobilgeräten. Das wird viele Unternehmen zwingen, Benutzungsschnittstellen auch für diese Plattformen zu entwickeln, ohne auf Erfahrung zurückgreifen zu können.
Problemstellung
Die Motivation für das Forschungsvorhaben ergibt sich aus:
- der Beobachtung der geringen industriellen Akzeptanz von Usability Engineering Ansätzen
- der Hypothese, dass ein Grund dafür die mangelnde methodische Designunterstützung ist
- der Überzeugung, dass Usability Methoden einen Nachweis ihrer Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit benötigen
- der Tatsache, dass die allermeisten Softwareorganisationen in Europa klein sind und sich daraus besondere Anforderungen an Methoden ergeben
- dem Trend zu innovativen UI Plattformen
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, innovative Methoden zu entwickeln, die Praktiker in der Softwareentwicklung bei Design und Redesign von Benutzungsschnittstellen unterstützen.
Eine Inspektionsmethode zur effizienten Identifikation von Usability Schwachstellen wird aus bereits geleisteten Vorarbeiten weiterentwickelt und in ihrer Praxistauglichkeit verbessert. Die innovative Eigenschaft dieser Methode ist, dass sie neben der Schwachstellenidentifikation auch die Generierung von konkreten Vorschlägen zur Korrektur der Schwachstellen bietet.
Die zweite Methode wird darauf aufbauen und wird mit dem Ziel entwickelt, das notwendige Redesign bei der Migration auf mobile Plattformen erheblich zu erleichtern und die Qualität zu verbessern.
Die Praxistauglichkeit und Effizienz beider Methoden wird durch die Entwicklung eines geeigneten Unterstützungswerkzeugs weiter gesteigert. Das ist notwendig, da beide Methoden sich massiv auf große Sammlungen von Designregeln stützen, die während der Anwendung gehandhabt werden müssen.
Beide Methoden werden im Rahmen breit angelegter experimenteller Evaluationen hinsichtlich wesentlicher Performanz- und Gütekriterien überprüft. Daraus wird ein Entscheidungsmodell gewonnen, das die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes unter unterschiedlichen Bedingungen der Softwareentwicklung anzeigt.
Für die Messung der Gütekriterien wird ein Messmodell aus dem Bereich des psychometrischen Testens angepasst und erprobt. Sollten die Voraussetzungen für dieses Modell erfüllt sein, ergibt sich daraus für die Zukunft ein einfaches Verfahren, um die Effektivität von Softwareinspektionen präzise und differenziert zu messen.
Die tatsächliche Praxistauglichkeit der Methoden wird in industriellen Fallstudien unter realistischen Bedingungen erprobt werden. Dabei wird der Aufwand beim Einsatz der Methoden, der wahrgenommene Nutzen und, nicht zuletzt, die Akzeptanz erfasst. Qualitative Erhebungen werden überdies Aufschluss über weiteren Optimimierungsbedarf und alternative Einsatzgebiete geben.
Bei der Entwicklung werden vor allem die Randbedingungen in kleinen Softwareorganisationen berücksichtigt, so dass im Ergebnis ein Methodeninventar zur Verfügung stehen sollte, das Praktikern in kleinen Entwicklungsteams und leichtgewichtigen Prozessen eine effektive Verbesserung der Produktqualität ermöglicht.
Themen für Diplomarbeiten
- auf Anfrage beim Lehrstuhl -
Veröffentlichungen und Vorträge
Schmettow, Martin. Towards a pattern based usability inspection method for industrial practitioners. Interact, Proceedings of the Workshop on Integrating Software Emgineering and Usability Engineering. 2005. Schmettow, Martin. User interaction design patterns for information retrieval systems. Europlop, Workshop, page in press. Irsee, Germany, 2006.